Doch die nächste Nacht sollte besonders kurz werden. Eine Schlechtwetterfront kündigte sich bereits für den frühen Vormittag am folgenden Tag an, und die Hüttenwirtin verkündete, dass das ursprünglich um 3 Uhr geplante Frühstück auf 1 Uhr vorverlegt wurde, um der bevorstehenden Wetteränderung zuvorzukommen. Die Hochtourengruppe schlich müde aus dem Bettenlager – viel Schlaf hatte diese Nacht nicht stattgefunden. An ein genussvolles Frühstück ist wenig zu denken, eine letzte Rucksackkontrolle, und um 1:15 Uhr standen wir vor dem Hütteneingang.
Der Aufstieg zum Alphubel war lang und kräfteraubend. Nach 1.500 Höhenmetern standen wir pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel. Eine überwältigende Bergkulisse breitete sich vor uns aus, mit Panoramablick auf die umliegenden 4.000er. In dieser Stille spürte man die unbeschreibliche Freiheit, die nur Bergsteiger in solchen Höhen erleben können. Doch die Schleierwolken zogen rasch auf und nahmen an Dynamik zu. Wir wussten, dass uns nur wenig Zeit für den Abstieg blieb. Noch schnell ein paar Erinnerungsfotos, und dann machten wir uns an den Abstieg über den spaltenreichen Feegletscher in Richtung Bergstation Längflue.