Der ersten Gruppe um Trainer Bene wurde schon beim Zustieg klar, dass selbst die Südwand des Piz Badile noch in Teilen nass oder vereist sein könnte und so war es leider. Als Fynn in der ersten Seillänge der Route Diretta Giulio Fiorelli stand, lief ihm das Wasser über die Füße, und er fand sich unter einem vereisten Riss wieder. Glücklicherweise war die Gruppe früh gestartet, sodass auf eine alternative Tour ausgewichen werden konnte. Die Route Spigolo Vinci am Piz Cengalo war aufgrund ihrer exponierten Lage frei von Schnee und Eis. Sie verlief teilweise ausgesetzt an einem scharfen Zackengrat, mal an wunderbar griffigen Schuppen, und bot zwischendurch auch noch zwei herrliche Risse zu überwinden. Die Route musste fast komplett selbst abgesichert und die Stände eigenständig eingerichtet werden, was im ausgezeichneten Granitfels sehr gut möglich war. Aufgrund der Länge der Tour (24 Seillängen) wurde der Gipfel erst spät erreicht, und die Gruppe kam im Dunkeln an der Gianetti-Hütte an. Am nächsten Tag wurden am Dente della Vecchia noch ein paar kürzere Routen geklettert, bevor der Abstieg ins Tal anstand.
Nicht weniger Abenteuer erlebte die Gruppe um Trainerin Miri. Für Max, Dominik, Albert sowie die Trainerin Mirjam und den Trainer Matthias führte die Anreise zunächst mit dem Auto über abenteuerliche Wege zur Capanna Volta, einer äußerst gut ausgestatteten Selbstversorgerhütte im abgelegenen Valle di Ratti. Die Hütte bot trotz der abgeschiedenen Lage eine hervorragend eingerichtete Küche, einen Holzofen, bequeme Schlafplätze und sogar kostenloses WLAN. Laut Hüttenbuch wird sie jedoch nur selten besucht, und während des Aufenthalts befand sich die Gruppe allein dort.
Am Abend wurden die letzten Details für die geplante Kletterroute ausgearbeitet. Ziel war eine rund 900 Meter lange Route zum Selbstabsichern durch die Südwestwand des Sasso Manduino. Am nächsten Morgen begann der Zustieg früh. Um auf die Westseite des Berges zu gelangen, musste zunächst eine Lücke auf der Südseite erklommen werden, bevor der Abstieg durch eine äußerst brüchige Rinne zum Einstieg folgte. Die Zeit arbeitete jedoch gegen das Team: Der Abstieg gestaltete sich aufgrund von Steinschlag, Nässe und steilen Felsabschnitten sehr langsam. Schließlich sprach Bergführerin Miri das Machtwort zur Umkehr, da der Zeitplan deutlich überschritten war und ein Abstieg in der Dunkelheit in unbekanntem, kaum begangenem Gelände zu riskant gewesen wäre.
Daraufhin entschied sich die Gruppe für eine alternative Route – den Südostgrat des Sasso Manduino. Diese Variante war technisch leichter und deutlich kürzer als die ursprünglich geplante Route, erforderte jedoch ebenfalls das eigenständige Einrichten von Ständen und Sicherungen, wodurch der Lerneffekt erhalten blieb. Über grasige Platten und langwierige Gratpassagen arbeitete sich das Team dem Gipfel entgegen. Teilweise mussten weite Grasbänder gequert werden, an anderen Stellen waren große Runouts auf Platten unvermeidbar. Die Sicherungsstände wurden in unterschiedlichsten Situationen gebaut – klassisch an Rissen und Schuppen oder mithilfe der fünf Meter langen Prusikschlinge, wenn ein einzelner fester Felsblock als Standpunkt diente.
Am Nachmittag erreichte die Gruppe den Gipfel und erfuhr aus dem Gipfelbuch, dass sie das sechste Team des Jahres 2025 war, das diesen Punkt erreichte. Der Abstieg erfolgte über den Normalweg, an dem sich das Team abseilte, und führte am frühen Abend zurück zur Hütte. Dort wurde eine weitere Nacht verbracht, bevor am Donnerstag der Abstieg ins Tal erfolgte. Den restlichen Tag nutzte die Gruppe zur Regeneration und zum Entspannen am See, wo sie wenig später auch wieder auf den anderen Teil des Kaders traf.
Für den letzten Klettertag der Woche waren dann noch Touren im Val di Mello geplant, wofür sich die Gruppe ein weiteres Mal aufteilte.